Autor/-in Anna von Villiez
Herausgeber/-in Institut für die Geschichte der deutschen Juden

Mit aller Kraft verdrängt.
Entrechtung und Verfolgung »nicht arischer« Ärzte in Hamburg 1933 bis 1945

Studien zur jüdischen Geschichte, Bd. 11
456 Seiten
100 Abb.
Broschur
Format 15,5 x 22 cm
inkl. CD-Rom mit den Biografien der jüdischen Hamburger Ärzte
ISBN 10: 3-937904-84-0
ISBN 13: 978-3-937904-84-9
24.90 €
September 2009
Artikel vergriffen


»... unter Tränen das große Schild abgedreht, das unten am Eingang hing.« Ephraim Joel über seinen Vater, den Arzt Moritz Joel, am Tag des Berufsverbots für jüdische Ärzte, 1938

Das Buch thematisiert den Prozess der umfassenden beruflichen und gesellschaftlichen Entrechtung der rund 450 als »nicht arisch« diffamierten Ärzte Hamburgs im Nationalsozialismus. Der Veröffentlichung ist eine vollständige Biografiensammlung der Betroffenen auf CD-Rom beigefügt.


Mehr als ein Fünftel der Hamburger Ärzteschaft wurde durch die nationalsozialistische Gesetzgebung aufgrund ihrer jüdischen Herkunft entrechtet. In der Geschichte des städtischen Ärztewesens kam jüdischen Ärzten bis 1933 eine wichtige Rolle zu. In kaum einem anderen akademischen Beruf waren sie erfolgreicher und präsenter. In Hamburg zeugen davon z.B. das Israelitische Krankenhaus auf St. Pauli sowie die junge medizinische Fakultät und die Ärztekammer, die jüdische Ärzte entscheidend mitgeprägt hatten. Innerhalb weniger Jahre revidierten die Nationalsozialisten diese Entwicklung radikal, bis 1938 mit dem Approbationsentzug die medizinische Qualifikation jüdischer Ärzte annulliert wurde. Während der Großteil sich ins Ausland retten konnte, kamen 38 Ärzte und sechs Ärztinnen in den Vernichtungslagern um. Das Buch untersucht die schrittweise »Ausschaltung«, dann offene Verfolgung der »nicht arischen« Ärzte und berücksichtigt dabei die Rolle der Hamburger Ärzteschaft und ihrer Organisationen.

Anna von Villiez promoviert mit der vorliegenden Arbeit in Geschichte an der
Hamburger Universität. Zurzeit ist sie in einem Forschungsprojekt der Oxford Brookes University tätig.

»Anna von Villiez hat ein gutes Buch geschrieben. In ihrer sorgfältig recherchierten Studie benennt sie die Urheber, Träger und Verantwortlichen der ärztlichen Ständepolitik in Hamburg. Die Autorin beschreibt die lokal initiierten, von bestimmten Personen getragenen Verdrängungsmechanismen, und sie gibt der antisemitischen Verfolgungsrealität durch die Biografien eine Identität. Somit hat sie auch ein beeindruckendes Gedenkbuch für die verfolgten Ärzte jüdischer Abstammung in Hamburg geschaffen.«
Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv für Sozialgeschichte

»Erfreulicherweise dürfte das gesamte Buch auch für Leser ohne Vorkenntnisse ohne weiteres verständlich sein. Immer wieder sind anschauliche Originalzitate in den Text eingefügt ... Es bleibt zu hoffen, dass dieses Buch gerade in Hamburg – auch über den Kreis der professionell Interessierten hinaus – seine Leserschaft findet.«
H-Soz-u-Kult

»Villiez’ lesenswertes Buch ist dabei nicht nur jenen zu empfehlen, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus beschäftigen, vielmehr gibt es auch Einblicke in Abläufe und Strategien der ›Entrechtung und Verfolgung‹, die auch für jene von Interesse sein sollten, die sich historisch mit anderen Formen von Stigmatisierung und Vertreibung [...] auseinandersetzten.«
Historische Zeitschrift

»Frau von Villiez hat eine instruktive und längst überfällige Studie zur Ärzteschaft vorgelegt, der nicht nur viele Leser zu wünschen sind, sondern die auch hoffentlich weitere Lokalstudien anregt.«
Hamburger Wirtschaftschronik
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